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  • AutorenbildPeter Meier

Die PaperChill Story

Vom Augmented Reality-Pionier zum Papierkram-Erleichterer: Warum ich meinen Job als Director im Silicon Valley aufgegeben habe um eine Firma zu gründen, die endlich Schluss machen soll mit den endlosen Stapeln an Rechnungen, Formularen und der oft so nervigen Bürokratie des Alltags.

 

Von Peter Meier

 

Es war der 3. September 2020. Ich saß an meinem Schreibtisch und starrte auf ein Formular namens „Wohnungsgeberbestätigung“, gedacht zur „Vorlage bei der Meldebehörde nach § 19 Bundesmeldegesetz“. Zum gefühlt zwanzigsten Mal in den vergangen Wochen sollte ich die Namen und Geburtsdaten meiner Familienmitglieder in ein Formular eintragen. Es fühlte sich irgendwie an, als müsste man bei jeder Amazon-Bestellung jedes Mal aufs Neue seine Adresse und Kontonummer angeben. Und zwar für jedes einzelne Produkt im Warenkorb.

 

Mein ganzes Leben lang war ich das, was man wohl einen Machertypen nennen würde: Ich baue und entwickle gerne Dinge. Das ging schon als Kind los, als ich fasziniert war von Robotern, Computern und Maschinen. Nach meinem Maschinenbaustudium an der TU München gründete ich 2003 zusammen mit Thomas Alt die Softwarefirma metaio. Bis 2015 hatten wir über 200 Patente im Bereich Augmented Reality angemeldet und große Projekte mit IKEA, Toyota und Lego umgesetzt. Wir hatten sogar einen mobilen Chip entwickelt und so viel talentierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt, dass im Jahr 2015 etwas passierte, wovon wohl die meisten Gründer träumen: Apple kaufte unsere Firma. Danach verbrachte ich also vier Jahre in Cupertino im Hauptquartier – um mitzuhelfen, Augmented Reality in die Apple-Welt zu integrieren. Eine großartige Zeit.

 

Aber irgendwann, das war mir nach Jahren in Kalifornien klar, wollte ich mit meiner Familie zurück nach Deutschland. Also kündigte meine Position als Director im Silicon Valley und wir zogen 2019 zurück nach Tutzing südlich von München.

 

Und plötzlich war da dieses nervige Etwas, das mir die Freude am Alltag vermieste: die Bürokratie. Ständig kam unerfreuliche Post: Anmeldung des Wohnorts. Versicherungen. Grundsteuer. Gewerbeanmeldung. KFZ-Steuer. Steuersteuer. Jedes Mal irgendwelche Formulare und deren Anlagen, die so formuliert waren, dass ich nur die Hälfte verstand. Mit Begriffen wie „Wohnungsgeber“ (keinesfalls gleichzusetzen mit „Wohnungseigentümer“), oder „Gewerbesteuermessbescheid“ (nicht zu verwechseln mit dem „Gewerbesteuerhebesatz“).

 

In unseren ersten Monaten in Deutschland hatte ich das Gefühl, kaum etwas erreicht zu haben außer Formulare auszufüllen. Klar, es ist wichtig, Steuern zu zahlen, einen Überblick über die eigenen Finanzen zu haben und nur die Versicherungen abzuschließen, die man auch wirklich braucht. Aber diese positiven Aspekte von Verwaltungskram gehen in der Ineffizienz schnell verloren.

 

Vermutlich jeder, der eine Immobilie besitzt, erinnert sich noch an die Abende, als man wegen der Grundsteuerreform schier verzweifelt ist über der Frage, ob man vielleicht ohne es zu wissen „Gemeinsamer Empfangsbevollmächtigter“ einer „Bruchteilsgemeinschaft“ sein könnte. Und bevor man den Antrag einreichen kann, muss man auf ein vom Staat bereitgestelltes Geodatenportal, um Daten zum Grundstück herunterzuladen. Nur um diese Informationen dann in einem anderen Portal wieder hochzuladen – obwohl sie den Behörden laut Grundbuch doch eigentlich bekannt sein sollten.

 

Kann das nicht bitte eine künstliche Intelligenz übernehmen? Warum sollten Chatbots immer nur Gedichte schreiben, Songs komponieren oder Bilder generieren. Sind das nicht die Dinge, die eigentlich wir Menschen tun sollten? Also: Können wir da nicht vielleicht tauschen? Künstliche Intelligenz macht den Papierkram und wir Menschen widmen uns den schönen Dingen.

 

Und da war sie, die Idee für ein neues Startup: Mit einer App namens PaperChill wollte ich mir selbst und anderen dabei helfen, Papierkram mit Hilfe von künstlicher Intelligenz möglichst einfach zu erledigen. Die Vision: ein KI-Helfer, der sich anfühlt wie der perfekte Privatsekretär. Und – daher auch der Name – aus lästigem PaperWork sowas macht wie einfaches PaperChill. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum dieser Assistent in Zukunft nicht fast alle Tätigkeiten erledigen kann, die heute ein Mensch tun muss. Und dabei so sehr auf die Privatsphäre achtet wie ein diskreter Butler.

 

Ich habe ein tolles Team an meiner Seite, um das Papierkram-Monster irgendwie niederzuringen. Und wir haben im Januar 2024 ein wichtiges Ziel erreicht: Die App ist im Appstore erhältlich und nur zwei Monate nach dem Start nutzten uns bereits über 20.000 Menschen, um ihre Dokumente zu digitalisieren und automatisch zu kategorisieren. Dank einer von uns entwickelten KI kann die App sofort erkennen, um welche Art von Dokument es sich handelt. Ein Scan genügt – und PaperChill kann erkennen, ob es sich zum Beispiel um eine Telefonrechnung oder einen Bewirtungsbeleg handelt. Die KI, die alle Dokumente erkennt, läuft auf dem Gerät und nicht in der Cloud, so sind meine Daten optimal geschützt.


Damit kann man schon heute mit wenigen Klicks alle Belege für eine Nebenkostenabrechnung oder die Steuererklärung zusammenstellen. Und PaperChill soll in Zukunft natürlich noch viel mehr automatisieren. In den nächsten Wochen und Monaten werden viele weitere Funktionen hinzukommen.


Wir wollen professionelle Ablage Privatpersonen und Familien ermöglichen, die bisher ihre Belege in irgendwelchen Schuhkartons sammeln (wie ich früher natürlich auch). Wir stehen erst am Anfang unserer Vision eines persönlichen digitalen Assistenten. Aber wir haben bereits ein solides Fundament gelegt für eine Art bürokratiefreies Ferienhaus. Also einen Ort, an dem die KI den Papierkram erledigt und wir chillen können. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind. Und PaperChill Ihnen genauso hilft wie mir.

131 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


Guest
Aug 27

Die Hintergründe zur spannenden Entstehungsgeschichte können viele Menschen sicherlich navollziehen. Daher darf man davon ausgehen, das sich die Software weiter verbreiten wird. Eine umfangreichere Steigerung ließe sich vermutlich auch dadurch generieren, das mindestens eine Zero Knowledge-Architektur implementiert wäre. Auch würde ich den Kommentar vom 22. Juli aufnehmen und neben dem Abo ein "Paid"-Modell in Betracht ziehen. Ein an die Nutzung angepasstes Abo-/Paid-Modell könnte ebenso Kunden anlocken, deren "Dokumentenanfall" nicht den Umfang von "Powerusern" entspricht.

Alles in Allem bin ich auf die weiteren Fortschritte gespannt und werde es entsprechend verfolgen.

Viel Erfolg für die Weiterentwicklung und Kundengewinnung.

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Guest
Jul 22

Chapeu! Liest sich sehr gut. Wünsche dem ganzen Team dauerhaften/nachhaltigen Erfolg! Bin bisher sehr zufrieden (aber auch gespannt, inwieweit das Angebot -ohne nervige Werbung- dauerhaft kostenlos ist). Gleichwohl denke ich, dass im Zuge der Weiterentwicklung ein angemessener Preis (kein Abo-Modell) vertretbar ist!

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